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Viele Teams kennen es: Der Alltag wird lauter, die Gespräche oberflächlicher. Zwischen Mails, Meetings und To-dos bleibt wenig Raum für echte Verbindung. Kommunikation reduziert sich auf Funktion – man redet ständig, aber nicht wirklich miteinander.

Dabei ist Kommunikation das Lebenselixier jeder Organisation. Nicht nur sachlich, sondern auch verbinden. Das gilt auch für Teams und Führungskräfte.

Zuhören als Führungsaufgabe

Gute Kommunikation beginnt nicht beim Reden, sondern beim Zuhören. Doch unser Gehirn neigt zum Bestätigungsfehler (Confirmation Bias): Wir hören eher das, was unser Bild vom Gegenüber bestätigt. In Unternehmen heißt das: Wir nehmen Abteilungen, Rollen oder Personen schnell in Schubladen wahr („typisch HR“, „so ist Vertrieb eben“) – und übersehen Nuancen.

Echte Verbindung entsteht, wenn wir offen bleiben: für Unterschiede, Überraschungen und Entwicklung. Adam Grant (2021) schreibt in Think Again, dass wahres Lernen nur dann möglich ist, wenn wir bereit sind, unsere Überzeugungen zu hinterfragen.

Was macht gute Kommunikation im Unternehmen aus?
  • Klare Ich-Botschaften statt Vorwürfe
    („Ich brauche Klarheit zu…“ statt „Du erklärst das nie richtig…“)
  • Aktives Zuhören – ohne sofort Lösungen zu präsentieren
    Mitarbeitende oder Teams wollen manchmal nicht sofort „gefixt“ werden, sondern verstanden. Fragen Sie nach: „Habe ich dich richtig verstanden?“
  • Empathie statt Interpretation
    Wir erleben uns selbst als komplex, andere oft als eindimensional. Versuchen Sie, Verhalten im Kontext zu verstehen. Fragen Sie: „Was könnte diese Reaktion aussagen – und was vielleicht nicht?“
  • Grenzen respektieren und benennen
    Auch im Business-Kontext sind Grenzen wichtig. Sie schaffen Klarheit und Vertrauen. Fragen Sie: „Wo endet meine Verantwortung – wo beginnt deine?“
  • Den richtigen Moment wählen
    Heikle Gespräche brauchen Raum und Ruhe. Zwischen Tür und Angel oder am Ende eines Meetings fehlt oft die nötige Sicherheit.
  • Sich entschuldigen
    Wer Verantwortung für Fehler übernimmt, zeigt Grösse – und legt den Grundstein für Vertrauen.
Häufige Kommunikationsfallen im Business
  • Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“
    → verhindern echte Auseinandersetzung.
  • Negativspirale: „Es bringt ja doch nichts.“
    → Stattdessen: bewusst Positives sehen. Was läuft bereits gut?
  • Rückzug oder Schweigen im Konflikt
    → kann Vertrauen zerstören. Besser: klar benennen, dass man Zeit braucht – und später zurückkehren.
  • Dominanz oder ständige Rechtfertigung
    → Machtspiele bremsen Teams. Stattdessen: gemeinsam gestalten statt gegeneinander argumentieren.
Kommunikation braucht Raum – nicht nur Funktion

Organisationen brauchen mehr als operative Kommunikation. Sie brauchen Sprache, die verbindet: über Ziele, Werte und Bedürfnisse. Echte Gespräche entstehen dort, wo Interesse, Neugier und Offenheit zusammenkommen.

Praxis-Tipp: Planen Sie regelmässige Kommunikationsrituale im Team, z. B. ein 15-minütiges „Check-in“ pro Woche. Ohne Agenda, ohne Statusberichte – einfach die Frage: „Was bewegt dich gerade in deiner Arbeit?“ Jede:r hört 5–10 Minuten zu, ohne zu unterbrechen.

Rollen im Unternehmen neu verhandeln

Unsere beruflichen Biografien prägen, welche Rollen wir einnehmen: Vermittler:in, Antreiber:in, Verantwortliche:r. Doch nicht jede Rolle ist dauerhaft stimmig. Manche übernehmen wir unbewusst – oder tragen sie zu lange.

Fragen Sie sich:

  • Welche Rolle habe ich aktuell?
  • Welche möchte ich (nicht mehr) ausfüllen?
  • Wie können Rollen im Team flexibel und fair gestaltet werden?
Schwierige Gespräche führen – mit Verbindung

Schwierige Gespräche fühlen sich oft riskant an. Doch sie können ein Tor zu echter Entwicklung sein, wenn sie achtsam geführt werden. Starten Sie mit Ihrem Anliegen verbindend:
„Das ist schwer für mich, und trotzdem möchte ich es ansprechen – weil mir unsere Zusammenarbeit wichtig ist.“

So entsteht ein Raum, in dem aus Differenzen neue Perspektiven wachsen.

Fazit

Kommunikation ist die Basis für gesunde Zusammenarbeit – sie braucht Selbstreflexion, Neugier, Zuhören, Grenzen und Offenheit. Esther Perel erinnert uns: „Beziehungen sind keine Selbstverständlichkeit. Sie sind tägliche Praxis.“ Auch Unternehmen brauchen diese Praxis: jeden Tag, in jeder Abteilung, in jedem Team.

Literatur & Inspiration

Perel, E. (2020). Where should we begin? Esther Perel Global Media.

Grant, A. (2021). Think again: The power of knowing what you don’t know. Viking.

Kahneman, D. (2011). Thinking, fast and slow. Farrar, Straus and Giroux.